Großherzogin Luise wirkt in Karlsruhe als Vorreiterin des Roten Kreuzes. Die Ausbildung zur Krankenpflegerin bietet Frauen eine frühe berufliche Perspektive.
Aus dem „Badischen Frauenverein“ heraus, der im Jahr zuvor als direkte Reaktion auf den Krieg in Italien ins Leben gerufen worden ist, entsteht die erste Schwesternschaft des späteren Roten Kreuzes. Initiiert von Großherzogin Luise, dient sie der Ausbildung und dem Einsatz von Krankenpflegerinnen in Kriegs- und Friedenszeiten.
Als erste Einrichtung wird eine Pflegestation in Karlsruhe geschaffen. Die Schwestern beziehen ein festes Gehalt, tragen dieselbe Tracht und leben unter einem Dach. Damit ist die Funktion der späteren Mutterhäuser bereits vorgeprägt. Als eine Art weltlicher Orden organisiert die Schwesternschaft das berufliche wie das persönliche Leben ihrer unverheirateten Mitglieder. Nach Abschluss der mehrmonatigen Ausbildung erhalten sie ein Zeugnis, ein Geschenk der Großherzogin und ein Etui mit Instrumenten. Im Deutsch-Österreichischen Krieg 1866 stellen sich die rund fünfzig bis dahin ausgebildeten Schwestern in den Dienst der Badischen Armee. Gleichzeitig wird der Badische Frauenverein vom Internationalen Komitee in Genf als nationale Hilfsgesellschaft anerkannt.
Nach diesem Vorbild entstehen bis 1910 über dreißig Schwesternschaften im Deutschen Reich. Einige sind an Universitätskliniken angeschlossen, die meisten errichten mit der Zeit eigene Krankenhäuser. Jeder von ihnen steht eine Oberin vor, jede hat ihre eigene Diensttracht. Über die Pflegeberufe hinaus gibt die Arbeit der Schwestern ein frühes Beispiel weiblicher Selbständigkeit und Professionalität und spielt eine wichtige Rolle für die berufliche Emanzipation von Frauen.