Das Grubenunglück von Lengede wird zu einer der größten Bergwerkskatastrophen der Nachkriegszeit. Ärzte, Sanitäter und Freiwillige des DRK helfen bis zur Erschöpfung.
Am 24. Oktober 1963 ereignet sich in Lengede, einem kleinen Ort südlich von Braunschweig, ein verheerendes Grubenunglück: Gegen 20 Uhr bricht ein Klärteich ein, und ca. 460.000 Kubikmeter Schlamm und Wasserströmen in die Grube Mathilde. 129 Kumpel befinden sich während des Einsturzes unter Tage. 79 können sich innerhalb der ersten Stunden über Wetterbohrlöcher und Schächte ins Freie retten, 19 ertrinken durch die einbrechende Flut. Für die übrigen 31 scheint es zunächst wenig Hoffnung zu geben, einige können sich allerdings über Klopfzeichen bemerkbar machen.
Das DRK startete einen der größten Hilfseinsätze der Nachkriegszeit. 89 Männer und 36 Frauen, darunter 47 Ärzte, leisten insgesamt 1.880 Dienststunden.
Die Helferinnen kochen zunächst heißen Tee und lassen ihn in Plastikflaschen durch ein enges Versorgungsloch zu den Kumpels hinunter. Weil es im Stollen nass und kalt ist und die Bergmänner viele Stunden eingeschlossen bleiben, müssen auch rasch warme Unterwäsche, Wolldecken und Mahlzeiten mit der "Versorgungsbombe" in die Grube eingeschleust werden. Ein schwieriges Unterfangen: Zum einen passen nur eng gedrehte Textilien und Behälter durch das 58 Millimeter dünne Bohrgestänge, und zum anderen verdirbt das Essen bei 90-prozentiger Luftfeuchtigkeit in der Luftblase innerhalb kürzester Zeit. Die Bergungstrupps arbeiten fieberhaft an der Rettung der Bergarbeiter, und tatsächlich können im Laufe der nächsten beiden Wochen 21 Kumpels gerettet werden.