Im Deutsch-Österreichischen Krieg bewährt sich das Rote Kreuz an vielen Fronten. Parallel entsteht der „Vaterländische Frauenverein“.
Der Streit um die Führungsrolle im Deutschen Bund eskaliert zu einem folgenschweren Krieg. Die Fronten verlaufen quer durch Mitteleuropa: Preußen steht gegen Österreich, Bremen gegen Frankfurt, Braunschweig gegen Baden. Viele der beteiligten Staaten sind der Genfer Konvention bereits beigetreten, Österreich, Bayern und Sachsen jedoch nicht.
Preußen verkündet, dass es das Genfer Abkommen ungeachtet des gegnerischen Desinteresses einhalten wird. Im ganzen Land vollzieht sich eine beispiellose moralische Mobilisierung. Sie erfasst alle Schichten und Regionen und trägt erheblich zur Popularisierung des Rotkreuzgedankens bei. Geld- und Sachspenden fließen in ungeahnten Mengen, Helfer stellen sich zu tausenden zur Verfügung; viele Privathaushalte nehmen verwundete Soldaten in Pflege.
Politisch macht das preußische Beispiel Schule. Auch die bisherigen Skeptiker schließen sich teilweise noch während des Krieges der Bewegung an: Sachsen gründet eine eigene Rotkreuzgesellschaft, Bayern und Österreich treten der Konvention bei.
Auf Initiative von Königin Augusta wird in Preußen schließlich der Vaterländische Frauenverein gegründet. Unter dem Dach des Roten Kreuzes soll er „durch augenblickliche Hülfsleistung bei Landeskalamitäten wie Krieg, Feuersbrünste, Überschwemmungen und Seuchen die Noth erleichtern“. Andere deutsche Staaten rufen ähnliche Vereine ins Leben. Diese Doppelfunktion für die humanitäre Hilfe im Kriege wie für die Wohltätigkeit im Frieden wird den weiteren Weg des Roten Kreuzes in Deutschland bestimmen.