Deutsche Rotkreuz-Ärzte reisen mit einem mobilen Lazarett in die Wüste und helfen verwundeten Soldaten und kranken Zivilisten.
Für den Türkisch-Italienischen Krieg in Tripolitanien (heute Libyen) rüsten mehrere deutsche Rotkreuzverbände eine Hilfsexpedition aus. Mit einer Karawane aus 330 Kamelen ziehen fünfzehn Ärzte und Pfleger eine Woche lang von der Küste aus durch unwegsame Steppen- und Wüstenlandschaften bis ins Hochland. "Ein derartiger Transport wurde noch nie unternommen" – das Team führt ein komplettes Lazarett mitsamt Röntgenapparat und bakteriologischem Laboratorium mit sich, dazu Kochherde, Waschkessel, Gefrierschrank und Wohnzelte. Die Arbeit kommt sowohl der türkischen Armee als auch der vornehmlich arabischen Bevölkerung zugute. Ein Hauptproblem bilden Typhuserkrankungen durch infiziertes Wasser.
Dieser heute fast vergessene Kolonialkrieg ist der erste Luftkrieg der Geschichte; die deutschen Ärzte gehören daher zu den ersten, die Bombenopfer versorgen müssen. Auch wenn ihr Hauptaugenmerk den Kriegsverletzungen gilt, "einen großen Teil unserer Tätigkeit absorbierte 'Friedenschirurgie': Augen- und Geschlechtskrankheiten, Läuseekzeme, Mittelohrentzündungen, Zahnkrankheiten, Bisswunden." Drei der Helfer bezahlen ihren Einsatz mit dem Leben und sterben an Typhus.
Sporadisch hat diese Mission auch Kontakt mit Hilfskräften des Türkischen Roten Halbmonds. Im Ersten Weltkrieg, in dem das Deutsche und das Osmanische Reich dann Bündnispartner sind, kommt es dann zu einer engeren Zusammenarbeit der jeweiligen Sanitätsdienste und Hilfsgesellschaften. Überhaupt wirkt dieser Einsatz im Tripolitanischen Krieg in mancher Hinsicht wie eine Generalprobe für den Ersten Weltkrieg, auch was neue Methoden der Kriegsführung angeht. Er beschließt eine lange Reihe spektakulärer Auslandseinsätze deutscher Rotkreuzhelfer, zu dem neben der kontinuierlichen Präsenz in den Kolonien auch Missionen während des Burenkrieges, des Russisch-Japanischen Krieges oder nach dem Erdbeben von Messina zählten.