Die Hilfe für Polen entwickelt sich zu einer der größten DRK-Aktionen der Nachkriegszeit.
Nach dem Streik auf der Danziger Leninwerft und dem Aufbegehren der unabhängigen Gewerkschaft Solidarność ruft das polnische Militär den Kriegszustand aus. Die ohnehin schon kritische Versorgungslage spitzt sich weiter zu; obendrein kommt es zu Überschwemmungen. Die überwältigende Hilfsbereitschaft der westlichen Länder drückt auch die Sympathien für die politische Emanzipation im Ostblock aus. Das Deutsche Rote Kreuz wird zu einem der wichtigsten Akteure der internationalen Hilfe.
Wie ein Mantra wiederholen Radio und Fernsehen das bis heute bestehende Sonderkonto des Roten Kreuzes: "41 41 41 bei allen Banken und Sparkassen". Über dreißig Millionen Mark an Spenden gehen ein. Hunderttausende von Hilfspaketen können gepackt werden. In vielen Ortsvereinen falten Mitglieder desJugendrotkreuzes die Kartons, bestücken sie mit Seife, Waschmitteln, Fleisch- und Fischkonserven, Haferflocken, Kerzen und Streichhölzern. Bekleidung und Schuhe werden separat abgepackt, Milchpulver und Babynahrung ebenso. Dann stehen die Formalitäten an: Ladelisten, Devisenerklärungen, Visumsanträge. An der innerdeutschen Grenze und dann nochmals an der Grenze zu Polen werden die Konvois stundenlang aufgehalten und durchsucht. Doch nur Hilfstransporte dürfen überhaupt noch ins Land.
Das Polnische Rote Kreuz hat ein Verteilungsnetz aufgebaut, das jedoch unter Notstandsrecht nur bedingt funktioniert. Briefverkehr, Telefon- und Fernschreibverbindungen sind häufig unterbrochen. Vor den Ausgabestellen bilden sich lange Schlangen. Medizinische Basisartikel wie Spritzen, Binden, Operationsbesteck sowie Medikamente sind in vielen Kliniken und Apotheken knapp. Die Hilfslieferungen des DRK leisten an vielen Orten einen wichtigen Beitrag zur Grundversorgung. Parallel betreut das Internationale Komitee vom Roten Kreuz teilweise auch die rund zehntausend internierten Regimegegner.