Bedingt durch die Neuorientierung in der Weimarer Republik, nimmt die Sozialarbeit im Roten Kreuz einen starken Aufschwung.
Da in Deutschland durch den Versailler Vertrag militärische Vereinigungen aller Art untersagt sind, konzentriert das DRK sich in den zwanziger Jahren ganz auf seine zivilen Aufgaben. Schon während des Kaiserreichs hatten Gesundheitsvorsorge, Hygiene, Familien- und Sozialarbeit für die Hilfsorganisation eine wichtige Rolle gespielt; nun werden sie zu ihren Hauptinhalten.
Nach dem Krieg stand zunächst die Linderung der allgemeinen Not im Vordergrund; es galt, Grundbedürfnisse nach Nahrung, Kleidung und menschenwürdigen Lebensverhältnissen zu gewährleisten. Bald kamen dann auch Kindererholungsstätten, Studentenküchen, Heime für alleinerziehende Mütter und Einrichtungen der Mittelstandsfürsorge hinzu.
Mit der Einführung des Achtstundentages, der Entwicklung der Freizeit, dem Ausbau der Verkehrsnetzes und einem starken Drang hinaus ins Grüne, kommt es zu einem wahren Sturmlauf auf Berge, Seen und Strände. Mit dem Aufenthalt von immer mehr Menschen in der Natur steigt zwangsläufig die Zahl der Notfälle. Aus bescheidenen Anfängen heraus entwickeln sich Bergwacht und Wasserwacht zu starken Gemeinschaften. Zur gleichen Zeit entsteht das Jugendrotkreuz. Bildungsarbeit wird generell großgeschrieben. So richtet das DRK Schulen für hauptamtliche Wohlfahrtspflegerinnen ein, und 1927 wird die Werner-Schule in Berlin neu belebt, die sich der Aus- und Fortbildung der Rotkreuzschwestern widmet. Später zieht sie nach Göttingen, wo sie noch heute als zentrale Bildungseinrichtung für Pflegeberufe besteht.